Der Stromanbieter ecoop hat am 4.4.2019 Insolvenz angemeldet! Bei ecoop, die offiziell unter dem Namen energycoop eG firmieren, handelt es sich um eine Energie-Genossenschaft, die für fairere Strompreise sorgen wollte. Laut der energyecoop eG haben "steigende Energiebeschaffungspreise bei Strom und Gas bei fixierten Absatzverträgen" zur Insolvenz geführt. 43.000 Kunden sind von der ecoop Insolvenz betroffen. Als Insolvenzverwalterin für ecoop wurde Anna Kuleba von der Kanzlei SchoofsPartner berufen. Neben der energycoop eG, die als genossenschaftlicher Stromanbieter fungiert hat, ist inzwischen auch die Vertriebsgesellschaft "Ecoop Services SE" insolvent.
Nach der Insolvenz von BEV Energie diesen Januar ist nun ein weiterer Stromanbieter in kurzer Abfolge insolvent. Auch im Fall von BEV Energie waren die zuletzt stark gestiegenen Strompreise ein wesentlicher Faktor der Insolvenz.
Auf dieser Seite geben wir Ihnen diverse Tipps, wie Sie als ecoop Kunde aufgrund der Insolvenz richtig vorgehen und aktualisieren diese Informationen rund um die energycoop eG Insolvenz laufend.
Sollten Sie aufgrund der Insolvenz von ecoop Unterstützung bei der Suche eines neuen Strom- bzw. Gasanbieters wünschen, können Sie einen Blick auf unseren Tarifaufpasser-Service werfen. Dieser kostenfreie Service sorgt nicht nur für einen einmaligen Anbieterwechsel, sondern optimiert Ihren Strom- und Gastarif auf Wunsch kontinuierlich.
Wir legen Ihnen nachfolgend transparent dar, welche Folgen die ecoop Insolvenz hat und auf welche Dinge Sie achten sollten. Vorab: Keine Sorge, Ihre Stromversorgung ist in jedem Fall gesichert. Und an der Tatsache, dass die energycoop Genossenschaft nun insolvent ist, können Sie ohnehin (leider) nichts ändern.
Noch ein wichtiger Hinweis: Als Mitglied einer Genossenschaft wie ecoop sind Sie Mitinhaber des Unternehmens. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Sie im Falle einer Insolvenz mit in die Haftung genommen werden können. Glücklicherweise gibt es einen Passus in der Satzung von ecoop, der dies explizit ausschließt, wie auch die Insolvenzverwalterin bestätigt hat: "Kein Mitglied der Genossenschaft haftet für
deren Verbindlichkeiten, eine Nachschusspflicht ist laut Satzung ausgeschlossen."
Nachfolgend haben wir einige Hintergrundinformationen zu der energycoop eG gesammelt, die Aufschluss über mögliche Ursachen der ecoop Insolvenz geben.
energycoop beschreibt sich selber als "Interessengemeinschaft zur Optimierung des Energieeinkaufs und -verbrauchs, der Energieerzeugung und -speicherung für jedermann". energycoop hatte in der Vergangenheit verkündet, dass ecoop Mitglieder somit "in den Genuss von Strompreisen kommen, wie sie sonst nur für Großunternehmen möglich sind."
Alexander Masold, Gründer sowie langjähriger Vorsitzender des Vorstands, hat in einem Interview in 2013 die Vision von ecoop wie folgt beschrieben: „Die Menschen verstehen mehr und mehr, dass es nicht nur um billig geht, sondern um Gerechtigkeit. Die Menschen begreifen, dass Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit etwas kostet, den Preis aber wert ist. Langfristig. So ist unsere Genossenschaft eine Art Familie, in der alle für ein Ziel einstehen. Wir leben die Genossenschaft, gestalten gemeinsam, haben ein Unternehmen, das uns allen gehört. Das ist eine vollkommen neue Unternehmenskultur. Bis jetzt gibt es das in dieser Form nicht. Wir werden es zu einem Gesellschaftsmodell gestalten, das Schule macht.“
Bis zuletzt, fand sich auf der ecoop Webseite das Versprechen mit ecoop "Transparent und fair Energie beziehen" zu können. Auf Basis der ecoop Genossenschaft sollten die Mitglieder durch "gemeinschaftlichen Einkauf von Energie" aktiv Geld sparen können.
Die Idee klingt in vielerlei Hinsicht sehr gut. Wir von SwitchUp setzen uns ebenfalls für mehr Fairness ein. Um so mehr ist es schade, dass die Strom-Beschaffungsstrategie von ecoop die zuletzt stark gestiegenen Strompreise scheinbar nicht ausreichend berücksichtigt hat. Mit unserem SwitchUp-Tarifaufpasser müssen wir uns über solche Themen glücklicherweise nur bedingt Gedanken machen, da wir - anders als ecoop - nicht selber als Stromanbieter agieren, sondern als Tarifaufpasser auf alle verfügbaren Stromangebote zugreifen und gemäß der individuellen Präferenzen den besten Stromtarif berechnen. Wie zuletzt auch von Stiftung Warentest beurteilt, erlebt dieses von uns ins Leben gerufene Segment der Tarifaufpasser gerade regelrecht einen Boom.
Die energycoop eG wirbt in den eigenen Werbeunterlagen aktiv mit einem Garantiepreis, mit dem der Strompreis nach oben gedeckelt wurde. Solange die Strom-Beschaffungspreise sinken, stellt dies natürlich kein Problem dar. Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Großhandels-Strompreise in den letzten beiden Jahren, wurde dieses Versprechen ecoop potenziell zum Verhängnis.
Die Idee von ecoop, eine Rückerstattung auf Basis der Stromeinkaufspreise zu gewähren, ist aus Verbrauchersicht eine wünschenswerte Idee. Die Idee von ecoop, dies mit dem besagten Garantiepreis zu verknüpfen, jedoch sehr gewagt. Schließlich kann niemand vorhersehen, wie sich der Strompreis entwickelt. Und auf stetig fallende Strompreise zu hoffen, ist selten eine gute Strategie.
Bis vor Kurzem hat ecoop auf der eigenen Webseite sowie in ihren Werbeflyern mit einer "dauerhaften Preisgarantie - mindestens bis 31.12.2020" geworben, was vor allem aufgrund den gestiegenen Strom-Einkaufspreisen in den letzten beiden Jahren überraschend ist.
Im Netz finden sich diverse Berichte u.a. von der Verbraucherzentrale, laut derer ecoop seit Monaten fällige Guthaben angeblich nicht auszahle.
"In den vergangenen Monaten haben sich viele Kunden beim Marktwächter Energie für Niedersachsen beschwert, da energycoop auf Rechnungen ausgewiesene Guthaben nicht ausgezahlt hat."
Auch auf dem Beschwerdeportal Reclabox finden sich seit Ende 2018 dazu eine Reihe von Beschwerden über ecoop. Selbst mehrfache Anfragen seitens verschiedener ecoop Kunden hatte laut deren Aussage nicht zur gewünschten Guthabenauszahlung geführt. Vielmehr wurden ecoop Kunden wiederholt befragt, auf welche Bankverbindung die Auszahlung erfolge solle, obwohl diese bereits bekannt gewesen ist.
Das Verbraucherschutzforum Berlin kommt zur folgenden Schlussfolgerung:
"Unserer Meinung nach ist das eine reine Verzögerungstaktik, weil vermutlich die Liquidität der Genossenschaft nicht ausreicht, um die Guthaben der Kunden korrekt und vertragsgemäß auszuzahlen."
Ob diese Aussage zutrifft, können wir nicht beurteilen. Erfahrungen aus der Vergangenheit wie im Fall der Insolvenz des Stromanbieters BEV Energie weisen jedoch ein ähnliches Muster auf, bei dem Guthaben nicht bzw. nur sehr verzögert ausgezahlt wurden.
Überraschend ist, dass ecoop in Punkto Vertrieb auf ein klassisches Netz aus 4900 Vertriebsberatern gesetzt hat, anstatt den Vertrieb vor allem auf dem Online-Wege zu vollziehen. Margen beim Stromeinkauf sind sehr gering. Und ein offline Vertrieb über Berater erzeugt hohe Kosten. Seitens SwitchUp könnten wir uns mit unserem Tarifaufpasser-Service keinen offline Vertrieb leisten, da unser Ertrag je Wechsel deutlich zu niedrig ausfällt. Vielmehr setzen wir bewusst auf sehr schlanke Prozessabläufe, damit wir trotz unseres geringen Provisionserlöses einen ausreichenden Deckungsbeitrag erzielen.
Wie schlank die ecoop Vertriebs- und Verwaltungsstruktur schlussendlich war, können wir nicht beurteilen. Auf der eigenen Webseite hatte ecoop versprochen "transparenten Einblick in ihre Verwaltungs- und Kostenstruktur" zu ermöglichen." Da hieß es weiter: "So können Sie am besten bewerten und beurteilen, wie effizient wir als ecoop für Sie arbeiten." Bleibt zu hoffen, dass diese Transparenz auch den Mitgliedern von ecoop eingeräumt wurde, damit diese nicht blindlings in die Insolvenz gelaufen sind.